Einer der größten Schätze unserer Kirche ist die wunderbare Stuckdecke, geschaffen von Giovanni Baptista Pedrozzi. Hier einige Notizen aus unserem Archiv, die Entstehung betreffend:
Auftraggeber für alle Arbeiten an der Kirche und so auch für die Stuckarbeiten war der Kulmbacher Superintendent Silchmüller. Pfarrer durften damals nur in sehr beschränktem Maße über finanzielle Dinge entscheiden. So findet die Vertragsunterzeichnung auch im Kulmbacher Dekanat statt, und zwar am 25. Juni 1754. Es wird also bereits über ein Jahr an der neuen Kirche gebaut.
Im Vertrag werden die Arbeiten und Bedingungen genau beschrieben: „H. Petrozzi macht sich anheischig nicht allein die Decke der Kirche nach den vorgelegten und signierten Riß, doch dergestalt zu verfertigen, daß die Figuren in den 6 kleinen Blavons völlig weggelassen werden, damit diese mit anständiger Malerarbeit künftig versehen werden können. Dahingegen in dem kleinen Blavon über dem Altar das hochfürstl. Wappen, in dem gegenüberstehenden daß F, den Namen Friederich bedeutend angebracht werden sollen. Gleichwie dagegen zu der Seite statt des vorgestellten brennenden Busches Mosis das Kreuz Christi mit einigen schicklichen Emblemen in Stuckaturarbeit soll reprasentieret werden.“
Trotz der gewöhnungsbedürftigen Sprache des Barock ist der Sachverhalt klar: Pedrozzi hatte eine Zeichnung geliefert, die insgesamt die Grundlage des Vertrags ist. Allerdings werden Änderungen gewünscht: So hatte Pedrozzi ursprünglich geplant, die sechs Medaillons mit Stuckfiguren zu füllen. Silchmüller dagegen will hier Malereien anbringen. Ebenso war im Entwurf anscheinend eine Darstellung des brennenden Dornbusches aus der Geschichte der Berufung des Mose (2.Mose 3) vorgesehen. Dem Superintendenten hingegen ist das Kreuz Christi wichtiger. Es wird dann noch einmal in der Kreuzigungsszene gemalt auftauchen – Hinweis auf die theologische Ausrichtung des frommen Mannes!
Interessant ist ebenfalls, dass nach diesem Vertrag zwar das Wappen über dem Altar angebracht werden sollte, das „F“ dagegen gegenüber, also über der Orgel. Das ist ganz offensichtlich anders ausgeführt worden. Ob hier der Markgraf eingegriffen hat?
Die Bezahlung durch die Neudrossenfelder Gemeinde sollte in drei Raten erfolgen: je 100 Taler bei Arbeitsbeginn, bei Fertigstellung und ein Jahr später. Außerdem musste die Gemeinde das gesamte Material stellen: „Kalch, Gipß, Nägeln, Drahd, Kohlen, eisernen Stenglein“. Dazu hatte Pedrozzi Anspruch auf einen Tagelöhner, von der Gemeinde bezahlt.
Als die Arbeiten fertig waren, war Pedrozzi anscheinend ziemlich fluchtartig verschwunden und hatte „vergessen“ seine Zimmerwirtin zu bezahlen. Aber weil er seine Sache so gut gemacht hatte und sich auch über den Vertrag hinaus engagiert hatte, ordnet Silchmüller an, dass ihm noch „Sechs Gulden frk gezahlet und damit die Frau Haufftin wegen Zehrungskosten des gedachten Petrozzi vergnüget werden“ solle.
Beeindruckend an der Stuckdecke ist sowohl der Aufbau als auch die Details: Um das zentrale Deckengemälde mit der Himmelfahrt Christi sind in den sechs Außenfeldern Szenen aus der Jesusgeschichte angeordnet: Empfängnis Mariens, Geburt im Stall, Anbetung der Könige, Taufe, Kreuzigung und Auferstehung. Aus diesen Bildern heraus wachsen nun Ranken mit Blüten und Früchten und zeigen so an, wie Jesu Wirken Frucht bringt. Besondere Frucht, die Himmel und Erde verbindet, ist die Liebe, symbolisiert durch die Engelspaare auf den Gesimsen. Blüten und Engel umspielen auch die vier großen Geschenke Gottes an uns Menschen: Die Gebotstafeln, die eherne Schlange (4.Mose 21), das Kreuz Christi und das Lamm, das am Ende der Geschichte die 7 Siegel lösen wird (Offenbarung 5).
Man kann diese wunderbare Decke stundenlang betrachten, aber immer wieder ist Neues zu entdecken.
Text und Fotos:Claus Bergmann