250 Jahre Dreigfaltigkeitskirche - Logen für den Adel

Wie in vielen anderen Kirchen der damaligen Zeit gibt es auch in Neudrossenfeld abgetrennte Logen für den Adel, denn es war undenkbar, dass diese edlen Leute neben einem Bauern oder Handwerker in der gleichen Bank sitzen sollten.


Die Loge an der Südseite der Kirche gehörte dem Freiherrn von Stein aus Altenplos. Sein Verwalter zahlte dafür, sowie für weitere 2 Männerstühle und 4 Frauenstühle am 29.12.1754 insgesamt 30 Gulden. An der Decke prangt das Wappen der Familie, umrahmt von stuckierten Blütenranken aus der Hand Pedrozzis.
Besonderheit dieser Loge sind zwölf sog. Totenschilde aus bemalter Pappe, die wohl bei adeligen Beerdigungen auf den Sarg gelegt und dann hier angebracht wurden.

 
Wappen der Herren von Stein

 
Totenschilde in der Altenploser Loge

Inzwischen wurde diese Loge zur „Kinderloge“ umfunktioniert: Bei geschlossenen Fenstern dürfen hier die Kleinsten auf dem Teppichboden herumkrabbeln, spielen und auch Geräusche von sich geben, während die Eltern durch die Lautsprecheranlage die Predigt verfolgen können. Allerdings: Völlig schalldicht schließen die Fenster nicht! Lautes Geschrei ist in der Kirche dann doch hörbar ...

 
Stuckarbeiten von Giovanni Pedrozzi an der Decke der Altenploser Loge
 
In der Mitte befindet sich die Loge der Grafen von Ellrodt – dem höchsten Adel in der Gemeinde gebührt dieser hervorgehobene Platz. Philipp Ellrodt, zuerst Geheimsekretär des Markgrafen Friedrich, später Regierungsrat und Minister, 1750 geadelt und in den Reichsgrafenstand erhoben, sowie sein Sohn Friedrich standen zu dieser Zeit im höchsten Ansehen bei Hofe. Schloss Neudrossenfeld wurde erworben und standesgemäß ausgebaut. Wahrscheinlich waren die Ellrodts auch die treibenden Kräfte hinter dem Neubau unserer Kirche. Später sorgten sie noch für den Neubau des 1. Pfarrhauses. Eine besondere Gruft beim Nordportal diente der Familie als Begräbnisstätte.

 
Die Reichsgrafen von Ellrodt - Wappen an der Decke ihrer Loge

Entsprechend musste natürlich auch die Loge ganz besonders gestaltet werden: Unter dem von Pedrozzi gestalteten Wappen sind die Wände von einer kostbaren Ledertapete bedeckt, die mit Ornamenten geprägt und anschließend vergoldet und bemalt wurde. Tapeten dieser Art finden sich heute sehr selten noch in Schlössern. Als Schmuck in einer Kirche dürften sie ziemlich einzigartig sein. Eine große Aufgabe für die Restauratoren bei der Kirchenrenovierung! Übrigens: Aller Prunk half den Ellrodts nicht viel! Unter dem Nachfolger Markgraf Friedrichs fielen sie zeitenweise in Ungnade, der Sohn starb noch vor dem Vater, der am Ende seiner Frau neben Schloss Neudrossenfeld 230 000 Gulden Schulden hinterließ.

 
Ledertapete in der Ellrodt-Loge

Auch die dritte Adelsloge hat ihre Geschichte: Sie ist ganz im grünen Farbton gehalten und hat kein Familienwappen an der Decke. Denn sie war für die Forstmeister von Jöslein bestimmt. Dieses Amt wurde vom Markgrafen an wechselnde Adelige vergeben und hatte die Verantwortung für die großen markgräflichen Waldungen im Limmersdorfer Forst. Durch die bemalten Wände und den Stuck der Decke wirkt diese Loge wie eine Jägerstube.

 
Wandmalerei im „Dreschenauer Stübla“

In ihr sind allerdings – anders als in den anderen Logen – feste Kirchenbänke eingebaut. Denn hier haben sich nun die Dreschenauer niedergelassen, die dieses Recht einst erhielten, weil sie sich bei einer Kirchenrenovierung besondere Verdienste erwarben. Bis heute fühlen sie sich wohl in „ihrem Stübla“.

 
Die Mittelloge von unten

Eigentlich soll das Gestaltungskonzept der Neudrossenfelder Kirche ja ausdrücken, dass alle Christen gemeinsam die eine Gemeinde Jesu Christi bilden. Dazu passt es nicht wirklich, wenn sich nun einzelne Adelige vom restlichen Volk absondern. Trotzdem sind die Logen besondere Schmuckstücke unserer Kirche geworden.  

Text und Fotos: Claus Bergmann