Der Bau unserer Leichenhalle

Als im Jahr 1926 der erst 37 Jahre alte Pfarrer Hanemann die erste Pfarrstelle in Neudrossenfeld übernahm, begann für die Gemeinde eine Zeit des Aufbruchs. Der junge Pfarrer packte Bauprojekte entschlossen an, zuerst den Bau der Leichenhalle auf dem Friedhof.

Im Jahr 1928 diskutierte man dieses Projekt ausführlich im Kirchenvorstand, 1929 wurde bereits gebaut. In die Finanzierung einbezogen wurden alle politischen Gemeinden des Gemeindegebietes, die Bürgermeister zu einer gemeinsamen Besprechung gebeten. Aber das beste Argument für den zügigen Bau war eine große Spende des in die USA ausgewanderten Neudrossenfelders Andreas Wölfel aus der Hölle, der dort zu Geld gekommen war und 1000 Dollar für den Bau zu geben versprach. Das waren etwa 4000 Reichsmark, damals eine riesige Summe. Außerdem war er bereit, bei einer Finanzierungslücke als Darlehensgeber einzuspringen.

Anscheinend war es Pfarrer Hanemann gelungen, diesen Großspender für das Projekt zu begeistern, das vorher zwar wiederholt erwogen, aber dann auch wieder aufgeschoben wurde. Bis heute erinnert eine Gedenktafel in der Leichenhalle an den großzügigen Stifter. Am 11. Mai war das Richtfest, für das Zimmermeister Schnupp aus Unterobsang folgenden Richtspruch dichtete:

Wenn die Totenglocke schallt,
der Trauerzug zur Halle wallt,
so gib, du lieber, guter Gott,
dem Pilger Ruh am stillen Ort.
Dir, HERR, sei dieses Haus geweiht!
Nimm es in Schutz für alle Zeit.

Insgesamt kostete die Leichenhalle genau 9783,10 Mark, wobei die einzelnen Gemeinden lediglich kümmerliche Beträge im zwei- bis dreistelligen Bereich beisteuerten. Größter Geber war Neudrossenfeld mit 263,10 Mark. Bereits am 28. Juli 1929 konnte das Bauwerk feierlich eingeweiht werden.

Claus Bergmann